Qualitätsstandards in der Sturmholzaufarbeitung

Die Aufarbeitung von Sturmholz stellt hohe Anforderungen an die Organisation, Aufarbeitung und Logistik. Bei größeren Kalamitäten besteht immer die Gefahr, dass insbesondere während der Aufarbeitung die Unfallverhütungsvorschriften und die geltenden Standards (z.B. PEFC- oder FSC-Richtlinien, Qualitätsstandards für die pflegliche Holzernte, Feinerschließungsrichtlinien) nicht oder nur unzureichend eingehalten werden. Besonders bei der Arbeitssicherheit und bei der Befahrung von Waldböden werden oft „Kompromisse“ zugunsten einer vermeintlich schnelleren und kostengünstigeren Aufarbeitung der Sturmflächen eingegangen. Das (teilweise extrem hohe) Unfallrisiko und die langfristigen ökologischen Schäden durch flächige Befahrung, die daraus resultieren, lassen sich aber durch eine gute Planung und Arbeitsvorbereitung sowie die Wahl eines geeigneten Arbeitsverfahrens auf ein Mindestmaß reduzieren. Manche „preiswerte“ Aufarbeitung entpuppt sich im Nachhinein als teure Angelegenheit, wenn die Folgen von Arbeitsunfällen und Langzeitschäden mit eingerechnet werden.

Die bei der Sturmholzaufarbeitung eingesetzten Arbeitsverfahren müssen den folgenden Anforderungen genügen:
(Quelle: Odenthal-Kahabka, J. (2005): Handreichung Sturmschadensbewältigung. Hrsg. Landesforstverwaltung Baden-Württemberg und Landesforsten Rheinland-Pfalz)

    Die Arbeitssicherheit der Mitarbeiter genießt oberste Priorität
  • Einsatz von geeigneter Maschinentechnik zur Vermeidung/Reduzierung motormanueller Aufarbeitung im Verhau
  • Einsatz von Maschinen, die dem Stand der Technik entsprechen (z.B. Sicherheitsausrüstung, Verwendung von biologisch schnell abbaubaren Hydraulikflüssigkeiten)
  • Durchführung von speziellen UVV-Schulungen vor der Sturmholzaufarbeitung (Schulungsnachweis bei Unternehmern)
  • Ausstattung der Mitarbeiter mit PSA
  • Ausstattung aller Mitarbeiter mit Notruf- und Kommunikationssystemen (z.B. Kommunikation Maschinenführer - Forstwirt)
    Die pflegliche Aufarbeitung hat auch bei flächigem Sturmholzanfall Vorrang
  • Keine flächige Befahrung der Sturmflächen bei der Aufarbeitung, dem Entzerren und ggf. der Flächenräumung
  • Keine Unterschreitung des Rückegassenabstands von mindestens 20 m
  • Weitgehende Nutzung eines bestehenden Feinerschließungsnetzes
  • Erhalt der technischen Befahrbarkeit und Vermeidung von Erosionsschäden
  • Erhalt vorhandener standortsgerechter Verjüngung (Naturverjüngung, Vor-/Unterbau)

Für jede Situation gibt es Arbeitsverfahren, die optimal geeignet sind. Steht die erforderliche Technik (z.B. Raupenvollernter) nicht zur Verfügung, können die Arbeitsverfahren auf die vorhandene Maschinentechnik soweit angepasst werden, dass trotzdem eine größtmögliche Arbeitssicherheit und Pfleglichkeit gewährleistet werden kann.

Das Beispiel von geeigneten Arbeitsverfahren in ebenem Gelände bis 30 % Hangneigung, bei denen das motormanuelle Abstocken im Verhau möglichst vermieden oder reduziert bzw. durch entsprechende Absicherung entschärft wird und gleichzeitig ein Rückegassenabstand von mindestens 20 m eingehalten werden kann, soll dies zeigen.

Arbeitsverfahren - Nadelholz (Laubholz) in überwiegend ebenem Gelände bis 30 % Hangneigung

(Quelle: Odenthal-Kahabka, J. (2005): Handreichung Sturmschadensbewältigung
Hrsg. Landesforstverwaltung Baden-Württemberg und Landesforsten Rheinland-Pfalz)

Mittelstarkes Holz bis 40 cm BHD
  • Vollmechanisierte Aufarbeitung mit (Raupen-) Kranvollernter, Rücken mit Klemmbank- oder Tragschlepper
  • Kranzone: Abstocken Entzerren, Entasten, Einschneiden durch Kranvollernter
    Zwischenblock (bei RG-Abstand > 20 m): motormanuelles Abstocken, Entzerren und Vorliefern mit Seilschlepper, Entasten und Einschneiden mit Kranvollernter auf der RG, Rücken mit Klemmbank- oder Tragschlepper

  • Starkholz > 40 cm BHD
  • Motormanuelles Abstocken im Verhau mit Unterstützung durch Raupenbagger, Entzerren durch Raupenbagger und anschließende motormanuelle Aufarbeitung, Rücken mit Kran- oder Klemmbankschlepper
  • Motormanuelles Abstocken im Verhau mit Unterstützung durch starken Kranschlepper, Entzerren durch Kranschlepper und anschließende motormanuelle Aufarbeitung, Rücken mit Kran- oder Klemmbankschlepper


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