Radharvester

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Radharvester (Kranvollernter) sind geländegängige, selbst fahrende Arbeitsmaschinen, die zum vollmechanisierten Fällen, Vorrücken, Entasten, Einschneiden und Vermessen von Rohholz eingesetzt werden. Man unterscheidet den weit verbreiteten Eingriff- vom weniger häufig verwendeten Zweigriffharvester.
 
Der Kran des Zweigriffharvesters trägt nur ein Aggregat zum Abschneiden des Baumes. Die Aufarbeitung erfolgt in dem Prozessoraggregat, welches der Harvester auf dem Hinterwagen trägt. Diese sehr produktiven Systeme eignen sich wegen ihres Platzbedarfes zum Manipulieren der abgeschnittenen Bäume nur für kahlschlagsähnliche Waldnutzungsformen. In Deutschland sind sie bedeutungslos, deshalb wird nachfolgend nur noch von Eingriff-Radharvestern die Rede sein.
 
Diese werden vor allem im Nadelholz und im schwachen Laubholz zur Durchforstung eingesetzt, da sie in diesen Bereichen Kostenersparnisse und ergonomische Vorteile gegenüber der motormanuellen Holzernte aufweisen. Die Radharvester können auf Waldstraßen unproblematisch von einem Waldort zum nächsten umgesetzt werden, allerdings sollte eine Fahrstrecke nicht mehr als 5 km betragen. Das Einsatzgebiet der Radharvesters ist auf befahrbare Lagen mit durchschnittlichen Hangneigungen von maximal 35 % beschränkt, durch die spezielle Ausrüstung mit einer Traktionshilfswinde, speziellen Traktionsketten und Bogiebändern können unter besonderen Voraussetzungen auch durchschnittliche Neigungen von bis zu 50% befahren werden.

Der KWF-Prüfausschuss für Forstmaschinen unterscheidet die Harvester bezüglich ihrer Motorleistung in 3 Leistungsklassen:

 

Harvesterklasse     

Motorleistung

 

1

bis einschließlich 140 kW

 

2

> 140 kW bis einschließlich 180 kW

 

3

> 180 kW

In höheren Leistungsklassen haben die Harvester höhere Eigengewichte (15 bis 25 Tonnen), können stärkere Aggregate tragen, stärker dimensionierte Bäume aufarbeiten und eignen sich besser für stärker geneigtes Gelände. Mit dem Kran des Harvesters wird das Harvesteraggregat an die zu fällenden Bäume herangeführt.
Die Harvester können in 4-, 6- oder 8-Radmaschinen unterteilt werden, eine 8-Radmaschine verfügt über vier Bogieachsen-Radpaare. Die Wendigkeit nimmt mit der Anzahl der Räder ab, die Standfestigkeit nimmt zu, vor allem verteilt sich das Maschinengewicht auf eine größere Aufstandsfläche, was die forsttechnische Befahrbarkeit erhöht. Es gibt hinsichtlich des Maschinenaufbaus diverse Möglichkeiten, grundsätzlich handelt es sich um hydrostatisch angetriebene Allradmaschinen, deren Vorder- und Hinterwagen in der Regel durch ein verschränkbares Mittelgelenk verbunden sind.

Das Harvesteraggregat wird elektrohydraulisch angesteuert, die Koordinierung der Komponenten erfolgt durch ein Computersystem. Dieses dient auch der Maschinensteuerung und –datenerfassung sowie der Volumenberechnung und Speicherung der Daten des geernteten Holzes. Wenn der geerntete Baum mittels der Förderwalzen durch das Harvesteraggregat hindurchbefördert und von den speziellen Messern entastet wird, erfolgt die Vermessung des Baumes. Die Einhaltung der jeweiligen Vermessungstoleranzen muss durch die Fahrer mehrmals wöchentlich kontrolliert und dokumentiert werden. Das Führen von Harvestern ist eine hochqualifizierte Tätigkeit.

Harvester arbeiten zumeist mit 10 Meter langen Kränen, sie bewegen sich im Wald auf 4 m breiten Arbeitsgassen. Die Gassenabstände betragen optimalerweise 20 m. Wenn sie weiter auseinander liegen, müssen die Bäume motormanuell in den Kranbereich zugefällt oder mittels Seilwinde oder Pferd vorgerückt werden. Nach dem Ablegen der aufgearbeiteten und vermessenen Sortimente, die in der Regel nicht länger als 6 m lang sind, werden diese mit einem Forwarder an die Waldstrasse gerückt und gepoltert. Dort erfolgt anschließend der Abtransport des Holzes mit den speziellen Holztransport - LKW.

Je nach Leistungsklasse der Harvester und den betrieblich und einsatzbedingten Kosten liegen die Gesamtkosten zwischen 100 und 180 Euro je Maschinenarbeitsstunde. Bei einer Arbeitsproduktivität zwischen 5 und 25 Festmetern je Maschinenarbeitsstunde, stark abhängig vom Festgehalt des zu erntenden Baumes in m³, ergeben sich somit Aufarbeitungskostensätze zwischen 8 und 18 € / Festmeter. Folgende Parameter beeinflussen die Arbeitsproduktivität des Harvesters und damit die Kosten der Aufarbeitung:


Maschinen-, Verfahrensrelevant

Standortsrelevant

Bestandesrelevant

Maschinentyp, Aggregat (Harvesterkopf)

Stillstandszeiten

Qualifikation + Können des Fahrers

Flächengröße, Zahl der Umsetzfahrten

Einsatzplanung und Bestandesvorbereitung

Aufarbeitungsverfahren, Sortimentslänge

Befahrbarkeit, Bodenverhältnisse     

Nutzungsverhältnisse

Witterungsverhältnisse

Durchmesser des ausscheidenden Bestandes

Gassen-Aufarbeitung

Massenanfall je ha

Anzahl der Sortimente je Baum

Holzart

Sichtverhältnisse

Bestandesdichte


Für spezielle Einsatzbedingungen wie steile Böschungen, stärker geneigte Hänge oder Böden mit geringer Tragfähigkeit wurden Harvester mit speziellen Fahrwerken entwickelt. Diese arbeiten prinzipiell wie beschrieben.